Mit dem Schuljahr 2021/22 wird in Österreich der Ethikunterricht als Pflichtfach für alle, die keinen Religionsunterricht besuchen, eingeführt. Dies gilt zunächst für die Sekundarstufe 2; eine Erweiterung auch in die Sekundarstufe 1 und die Primarstufe ist mittel- bis langfristig geplant. Dieser Schritt erfolgte nach jahrzehntelangen politischen und pädagogischen Debatten, in deren Verlauf bereits über zweihundert Schulen aus eigener Initiative Ethikunterricht als Schulversuch anzubieten begonnen hatten. Erstmals in der Geschichte des österreichischen Bildungswesens wird nun ein Schulversuch flächendeckend ins Regelschulwesen überführt. Begleitend dazu wurde an mehreren Hochschulstandorten eine interimistische berufsbegleitende Ausbildung für den Ethikunterricht implementiert. Derzeit werden von Universitäten und Hochschulen Curricula für das Studium des Unterrichtsfachs Ethik erstellt, das zukünftig den Fächerkanon der Lehramtsstudien ergänzen soll.
In seiner jetzigen Form steht der Ethikunterricht als alternatives Ersatzfach in unmittelbarer Beziehung zum Religionsunterricht: Dies reicht von der konkreten administrativen Umsetzung an den Schulen bis hin zu bildungspolitischen Diskussionen, in denen auch eine Abschaffung des Religionsunterrichts als Pflichtfach zugunsten von ‚Ethik für alle‘ gefordert wurde. Die Auswirkungen der Einführung des Ethikunterrichts auf den Religionsunterricht sind daher von hohem religionspädagogischem Interesse; dies betrifft den Status des Religionsunterrichts an den öffentlichen Schulen, dessen didaktische Konzeption und die Verortung von ethischer Bildung als Teil religiöser Bildung ebenso wie Fragen der Ausbildung an Hochschulen und Universitäten. Von besonderem Interesse sind daher auch empirische Studien und Erfahrungen aus deutschen Bundesländern sowie aus Schweizer Kantonen, in denen unterschiedliche Organisationsformen von Ethik- und Religionsunterricht schon seit längerer Zeit existieren. Da im Ethikunterricht auch Religionen und Religiosität zum Thema gemacht werden, ist ebenso zu fragen, welchen Beitrag Religions- bzw. Religionendidaktik zum Ethikunterricht leisten kann.
Diese Ausgabe des ÖRF wird sich daher mit dem Verhältnis von Ethik- und Religionsunterricht und dessen Bedeutung für Religionsunterricht, Religionsdidaktik sowie den Auswirkungen auf die Ausbildung von Religionspädagog*innen wie auch Ethikdidaktiker*innen befassen. Dies umfasst sowohl die Analyse öffentlicher Debatten, empirische Studien und Evaluierungen wie auch didaktische Konzeptionen und Reflexionen. Beiträge können beispielsweise in folgenden Themenfeldern angesiedelt sein:
- Modelle und Erfahrungen mit Religions- und/oder Ethikunterricht im internationalen/europäischen Vergleich, insbesondere auch in den deutschsprachigen Nachbarländern;
- Analyse politischer, pädagogischer und gesellschaftlicher Debatten rund um den Religions- und Ethikunterricht in Österreich
- Evaluation und Diskussion des Schulversuchs Ethik in Österreich (mit Blick auf den Religionsunterricht)
- Prognosen und Perspektiven für den Status des Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen, dessen didaktische Konzeption und dessen Beitrag zur Schulkultur
- Verhältnis von Ethik- und Religionsunterricht – zwischen Konkurrenz und Kooperation
- ethische Bildung im Religionsunterricht: Verbindungen und Unterscheidungen zum Ethikunterricht
- religiöse Bildung und Religionendidaktik im Ethikunterricht
- Professionsverständnis von Religions- und Ethiklehrer*innen
- Fragen der Ausbildung für den Religions- und Ethikunterricht an Hochschulen und Universitäten
Wir laden herzlich ein, Beiträge speziell zur Thematik dieses Heftes bzw. auch über die Thematik hinausgehende Beiträge zu verfassen und für diese Ausgabe des ÖRF einzureichen, die im Mai 2022 erscheinen wird.
Wir bitten Sie, uns die Ankündigungen Ihres Beitrages an folgende Mail-Adresse zu senden: oerf.redaktion(at)uni-graz.at. Sie werden daraufhin eine kurze Rückmeldung von uns erhalten.
Sobald Sie Ihren Beitrag fertig erstellt haben, laden Sie ihn bitte selbstständig auf folgender Seite hoch: http://oerf-journal.eu/. Melden Sie sich dazu auf der Plattform an und wählen Sie „Neue Einreichung“ aus. Sollten diesbezüglich Fragen auftreten, wenden Sie sich bitten an oerf.redaktion(at)uni-graz.at, andreas.bogensberger@uni-graz.at oder wolfgang.weirer(at)uni-graz.at.
Wenn Sie bereits im Zeitraum von 2017-2021 einen Beitrag für das Österreichische Religionspädagogische Forum erstellt haben, wurden Sie bereits auf der Plattform erfasst. In diesem speziellen Fall melden Sie sich per Mail noch vor der „Neuen Einreichung“ bei andreas.bogensberger(at)uni-graz.at oder oerf.redaktion(at)uni-graz.at. Sie erhalten von uns Ihren Zugang zur Plattform – erstellen Sie anschließend ein neues Passwort.
Wir bitten ebenso um die Bekanntgabe von Publikationen, die in der letzten Zeit entstanden sind und die rezensiert werden sollen, sowie um Kurzbeschreibungen sehr guter wissenschaftlicher religionspädagogischer Qualifizierungsarbeiten an den verschiedenen Standorten (Master-, Diplomarbeiten, Dissertationen …)!
Verantwortlich für die inhaltliche Konzeption dieser Ausgabe:
PD Dr.in Petra Steinmair-Pösel, KPH Edith Stein
Univ.-Ass. DDr. Christian Feichtinger, Universität Graz
Vorschläge für Beiträge erbitten wir bis 29.10.2021
Abgabetermin für alle Beiträge: 14.01.2022
Erscheinungsdatum: Mai 2022
Wir bitten dringend, die Manuskriptrichtlinien zu beachten!