Was bedeutete es angesichts der Schoah, eine jüdische Identität zu haben – und welche Fragen stellen sich diesbezüglich heute? Speist sich jüdische Identität aus der Zugehörigkeit zu einer universellen Tradition oder ist sie doch auch an einen konkreten geographischen Ort gebunden? Eine herausfordernde Fragestellung, die exemplarisch für die hohe Relevanz und zugleich für die inhaltliche Tiefe der heute ausgezeichneten vorwissenschaftlichen Arbeiten aus dem Fach Religion in der Steiermark steht.
Den ersten Preis erhielt Peter Thuswaldner vom Europagymnasium Leoben für seine Arbeit über den bayerisch-jüdischen Schriftsteller Lion Feuchtwanger (1884-1958), bekannt durch seinen Roman "Jud Süß" und die "Josephus-Trilogie", und dessen Suche nach jüdischer Identität im Kontext des Nationalsozialismus (Titel der Arbeit: „Lion Feuchtwanger – Auf der Suche nach dem Kern jüdischer Identität“).
Weitere prämiierte Arbeiten beschäftigten sich etwa mit der Darstellung der Homosexualität in der Bibel und einschlägigen Bezügen zu aktuellen kirchlichen Diskursen rund um die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Partnerschaften (Sandro Pieber, BG Weiz) oder mit dem weitgehend tabuisierten Thema der – auch religiös motivierten – Genitalverstümmelung von Frauen (Annika Löcker, ORG Schulschwestern).
Weitere eingereichte Arbeiten setzten sich unter anderem mit Argumenten für die Existenz Gottes, christlicher Tierethik oder den Motivationen von jugendlichen Pilgerinnen und Pilgern auseinander.
Im Zusammenwirken von Katholisch-Theologischer Fakultät der Universität Graz, der Privaten Pädagogischen Hochschule Augustinum und dem Bischöflichen Schulamt der Diözese wurde der „Förderpreis Religion 2024“ heuer bereits zum siebenten Mal vergeben. Alle acht eingereichten Arbeiten wurden im Rahmen einer Feier im Grazer Augustinum in bewährter Weise vom Leiter des Regionalen Fachdidaktikzentrums Religion, Christian Feichtinger (Universität Graz) dem Publikum differenziert vorgestellt und gewürdigt.
Die die hohe gesellschaftliche und kirchliche Relevanz der vorgestellten vorwissenschaftlichen Arbeiten zeigt erneut die Rolle des konfessionellen Religionsunterrichtes. Dieser leistet unersetzbare religionsbezogene und ethische Beiträge zu einer umfassenden schulischen Bildung. Gerade in einer Zeit, in der Kinder und Jugendliche mit Krisen und komplexen Herausforderungen konfrontiert sind und die von religiöser und weltanschaulicher Vielfalt geprägt ist, trägt der Religionsunterricht entscheidend zu Orientierung und Urteilsbildung von Schüler:innen bei.
Bericht: Katholische Kirche Steiermark - Förderpreis Religion 2024